Behandlungen

Medikamente gegen Nervenschmerzen

Von Dr. Emmanuel Coradi 09.10.2019

Nervenschmerzen

Nervenschmerzen entstehen wenn Nervenzellen in Körper oder Gehirn geschädigt sind und daher nicht korrekt arbeiten. Krankhafte oder pathologische Signale werden dann an das Gehirn gesandt. Betroffene Menschen spüren einschiessende, stechende, elektrisierende oder brennende Schmerzen. Nervenschmerzen gehören nebst Rücken- und Kopfschmerzen zu den häufigsten Ursachen chronischer Schmerzerkrankungen.

Nervenschmerzen werden auch als neuropathische Schmerzen bezeichnet und fühlen sich anders an, als z.B. die Schmerzen einer Zerrung oder Verstauchung. Sie können durch Unfälle (z.B. Schnittverletzung), einen langjährigen Diabetes mellitus, eine Gürtelrose oder auch eine Trigeminusneuralgie bedingt sein. Eine häufige Ursache kann auch eine Nerveneinklemmung, z.B. im Nackenbereich oder am Hinterkopf sein. Oft treten neuropathische Schmerzen auch nach Amputationen eines Armes/Beines auf. Auch Patienten mit gewissen Krebsleiden oder Multipler Sklerose können neuropathische Schmerzsymptome entwickeln.

Zur Behandlung neuropathischer Schmerzen existieren verschiedene therapeutische Optionen. Eine medikamentöse Behandlung stellt häufig lediglich eine dieser Optionen dar.

Zu Beginn einer Behandlung

Eine gezielte medikamentöse Behandlung von Nervenschmerzen wird nur in Betracht gezogen, wenn davon ausgegangen werden muss, dass ein Nervenschmerzproblem vorliegt. Zu Beginn einer Nervenschmerz-Behandlung werden einerseits der zu erwartende Nutzen der Therapie und andererseits aber auch die möglichen Nebenwirkungen diskutiert.

Bei der Auswahl eines bestimmten Medikamentes, spielt das vorliegende Schmerzproblem, aber auch die übrige medizinische Situation des Patienten eine wichtige Rolle.

‘Off-Label’ - Behandlungen

In der Schweiz wird die Zulassung und die Verwendung von Medikamenten von der schweizerischen Arzneimittelbehörde swissmedic überwacht. Medikamente werden von der swissmedic spezifisch für bestimmte Krankheitszustände (Indikationen) zugelassen. Oft zeigt sich später im täglichen Gebrauch, dass ein Wirkstoff auch für weitere Krankheitszustände hilfreich ist. Wird ein Medikament unter diesen Bedingungen eingesetzt spricht man von einer ‘Off-Label’- Behandlung.

In der Schmerzmedizin generell und in der Behandlung neuropathischer Schmerzen im Speziellen, werden ‘Off-Label’ - Therapien weltweit gezwungenermassen sehr häufig angewendet. Dies mangels Alternativen, da für viele Schmerzleiden gar keine spezifisch zugelassenen Medikamente existieren.

Folgende anti-neuropathischen wirksamen Medikamente werden in der Schmerzmedizin häufig verwendet (Auflistung ist nicht abschliessend):

  • TZA
  • SSNRI
  • Antiepileptika

Ermitteln der korrekten Dosis

Eine medikamentöse Therapie von Nervenschmerzen, wird üblicherweise mit einer niedrigen Dosis begonnen, die im weiteren Verlauf schrittweise gesteigert wird. Ziel ist es die optimale Dosis mit dem maximal möglichen Effekt auf das Nervenschmerz-Problem zu ermitteln.

Bei einzelnen Patienten ist eine geplante Dosissteigerung nicht möglich, da die Nebenwirkungen des eingesetzten Medikamentes als intolerabel erlebt werden. In einem solchen Fall muss die Behandlungsstrategie überdacht werden und ggf. ein Wechsel auf ein anderes Medikament diskutiert werden. 

Ab wann ist eine Schmerzreduktion zu erwarten?

Eine medikamentöse anti-neuropathische Behandlung benötigt meistens einige Zeit, bis die erwünschte Wirkung eintritt. Manchmal braucht es Wochen bis der schmerz-reduzierende Effekt eintritt.

In diesem Zusammenhang gilt es auch zu bedenken, dass jeder Mensch anders ist. Die Reaktionen auf eine bestimmte medikamentöse Behandlung fallen daher unterschiedlich aus. Bei einigen Patienten hilft die anti-neuropathische Medikation bereits ab dem ersten Tag, bei Anderen hingegen ist mehr Geduld notwendig.

Im Zweifelsfall: Der i.v. - Lokalanästhetika-Test als Wegweiser

Falls Unsicherheit darüber besteht ob eine medikamentöse anti-neuropathische Therapie versucht, bzw. weitergeführt werden soll, kann ein ambulant durchgeführter intravenöser (i.v.) Lokalanästhetika-Test hilfreich sein. Durch die protokollierte i.v. - Gabe des Lokalanästhetikas Lidocain, ist es möglich heraus zu finden, ob ein Schmerzleiden wirkungsvoll durch gewisse anti-neuropathisch wirksame Medikamente behandelt werden kann oder nicht.

Was wenn die Medikamente nicht nützen?

Wenn die Nervenschmerzen trotz medikamentöser Therapie unverändert vorhanden sind oder wenn Nebenwirkungen eine Therapie unmöglich machen, muss die Behandlungsstrategie überdacht werden und ggf. ein Wechsel auf ein anderes Medikament diskutiert werden.

Autofahren / Bedienen von Maschinen

Während der ersten 1 - 3 Wochen einer Therapie, in der Einstellungsphase, bei einer Dosiserhöhung oder beim Wechsel auf ein anderes anti-neuropathisches Medikament, sollte auf das Autofahren bzw. das Bedienen von Maschinen verzichtet werden. Während dieser Zeit sind Nebenwirkungen häufig, welche die Reaktionsfähigkeit einschränken.

Während einer Therapie mit anti-neuropathischen Medikamenten sollte Alkohol nur mit Vorsicht genossen werden. Alkohol schränkt das Reaktionsvermögen zusätzlich ein, so dass nach Alkoholgenuss auf das Autofahren verzichtet werden sollte.

Referenzen





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