Behandlungen

Der elektrische ‘Schmerzschrittmacher’

Von PD Dr. med. Konrad Maurer 08.11.2020

Was ist ein 'Schmerzschrittmacher' oder wie funktioniert Neuromodulation?

Das Ziel einer neuromodulatorischen Schmerztherapie ist, die Schmerzsignale auf der Höhe des Rückenmarkes zu unterdrücken. Dies geschieht mittels sogenannter ‘Stabelektroden’, welche in den Wirbelkanal auf Höhe des Rückenmarks eingelegt werden, und zwar genau dort, wo die Schmerzsignale im Rückenmark ankommen. Mit speziellen Stimulationsprogrammen können nun über diese Elektroden elektrische Impulse verabreicht werden, welche den Schmerzsignalen, welche über die Nervenwurzel ins Rückenmark hereinkommen, entgegenwirken und diese unterdrücken können. Typischerweise verspüren die Patienten während einer solchen Stimulation ein feines, angenehmes Kribbeln (sogenannte ‘Kribbelparästhesien’), welches die Schmerzen überdeckt.

Welches sind mögliche Indikationen?

Grundsätzlich kommt diese Therapie für Patienten in Frage, bei welchen folgende Ursachen der Beschwerden vorliegen:

Voraussetzungen für eine Therapie

Weitere Voraussetzungen sind, dass medikamentöse Schmerztherapien nicht genügen oder zu starke Nebenwirkungen verursachen. Alle in Frage kommenden Patienten werden interdisziplinär von uns zusammen mit Kollegen der Neurochirurgie, Psychosomatik und Schmerztherapie evaluiert. Diesen Prozess (ebenso wie den chirurgischen Eingriff) führen wir als Mandatsärzte in Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurochirurgie des UniversitätsSpitals Zürich durch. Falls ein Patient für eine Austestung (s. unten) einer solchen Therapie qualifiziert, wird von uns von der Krankenversicherung eine Kostengutsprache zur Übernahme der Kosten beantragt.

Ablauf einer solchen Therapie

Der Prozess besteht aus zwei Schritten: Als erster Schritt werden im Operationsaal unter lokaler Betäubung und leichter Sedierung die Elektroden unter Röntgenkontrolle in den Spinalkanal platziert. Mittels Teststimulation werden dann Impulse ausgelöst und die Patienten geben uns eine Rückmeldung, wo die Stimulation empfunden wird. Entsprechend dieser Rückmeldung wird dann die optimale Position der Elektroden ermittelt. Ziel ist es, dass das gesamte Schmerzgebiet mittels ‘Kribbelparästhesien’ (s. oben) überdeckt wird. Sobald dies der Fall ist, werden die Elektrodendrähte durch die Haut ausgeleitet und an einen externen Stimulator angeschlossen. Die Patienten bleiben in der Regel über Nacht im Spital und werden dann für die sogenannte ‘Testphase’ nach Hause entlassen. Diese Testphase dauert 1 bis maximal 4 Wochen. Während dieser Zeit kommen die Patienten regelmässig zum Verbandswechsel und Anpassung der Stimulationsparameter ambulant zu uns in die Kontrolle. Falls die Stimulation Erfolg zeigt und die Schmerzen sowie die Lebensqualität signifikant verbessert werden, entschieden wir mit den Patienten gemeinsam, ob wir die definitive Implantation durchführen. Diese besteht aus einer zweiten kurzen Operation, bei welcher der sogenannten ‘Neurostimulator’ mit einer Batterie unter die Haut implantiert wird. Wird während dieser Testphase jedoch klar, dass die Therapie keinen grossen Nutzen bringt, werden die Elektroden in einem kurzen Eingriff in Lokalanästhesie wieder entfernt.

Mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen

  • Blutungen, die zu vorübergehenden oder selten auch zu permanenten Lähmungserscheinungen führen können und eine chirurgische Entlastung notwendig machen
  • Elektrodenverschiebungen
  • Verbindungsprobleme der Elektroden mit der Batterie
  • Batteriestörungen
  • Wirkungsverlust der Stimulation
  • Infektionen
  • Elektrodenbruch
  • Kabelbruch
  • Batteriestörungen
  • Schmerzen im Bereich der Batterietasche

Referenzen

North RB et al.: Spinal cord stimulation versus repeated lumbosacral spine surgery for chronic pain: a randomized, controlled trial. Neurosurgery. 2005;56(1):98-106; discussion 106-7.

Kumar K et al. The effects of spinal cord stimulation in neuropathic pain are sustained: A 24-month follow-up of the prospective randomized controlled multicenter trial of the effectivness of spinal cord stimulation. Neurosurgery, Volume 63, Issue 4, October 2008, Pages 762–770





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