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Chronische Rückenschmerzen

Von Dr. med. Emmanuel Coradi 04.11.2020

Ausgangslage

Fast alle Menschen haben irgendwann im Laufe ihres Lebens mit Rücken- oder Kreuzschmerzen zu kämpfen. Oft treten sie plötzlich auf und verschwinden dann aber auch innerhalb einiger Tage oder Wochen wieder. Mindestens 8% der erwachsenen Schweizerinnen und Schweizer leidet jedoch unter starken und/oder länger anhaltenden, chronischen Rückenschmerzen, die auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen sind.

Verschiedene Ursachen - Schwierige Diagnostik

Die Ursache von Rückenschmerzen ist oft schwierig zu ermitteln. Typischerweise ist beim  Erwachsenen eine alters- und belastungsbedingte (degenerative) mechanische Abnutzung bestimmter anatomischer Strukturen der Wirbelsäule, verantwortlich für die plagenden Beschwerden. Trotz sorgfältiger Anamnese und Untersuchung fällt es oft schwer, die Schmerzursache zu identifizieren. Selbst die modernsten radiologischen Verfahren wie MRI und CT helfen nicht immer weiter. Der Grund für dafür ist, dass verschiedene anatomische Strukturen der Wirbelsäule für die Schmerzen verantwortlich sein können. Häufig sind degenerative Veränderungen von Zwischenwirbelgelenken (Facettengelenken) und/oder Bandscheiben (Discus) der Grund der Beschwerden. Daneben gibt es diverese weitere Schmerzursachen, die z.B. auf die Reizung einer Nervenwurzel (Ischias) oder auch auf eine Überlastung der Rückenmuskulatur zurück zu führen sind. 

Symptome

Die Schmerzsymptome sind abhängig von der Ursache. Einschiessende, stechende oder brennende Schmerzen sind für den Hexenschuss typisch, können aber z.B. auch ein Zeichen für eine degenerative Veränderung im Bereich der Facettengelenke. Gehen ausstrahlende Schmerzen mit Gefühls- und/oder Kraftminderung in den Beinen einher, ist die Irritation einer Nervenwurzel wahrscheinlich. 

Diagnose

Um eine Diagnose stellen zu können, stehen eine detaillierte Anamnese und eine gründliche körperliche Untersuchung im Vordergrund. Bildgebende Verfahren (MRI, CT, Röntgen) helfen in gewissen Fällen, sind aber nicht in jedem Fall zwingend erforderlich.

Ein sehr wichtiger Stellenwert in der Rückendiagnostik haben gezielte Testinjektionen. Unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle können gezielte Injektionen mit Lokalanästhetika vorgenommen werden. Erfolgt z.B. eine solche Testinjektion im Bereich eines fraglich schmerzenden Facettengelenkes, kann geprüft werden ob nach der Injektion der Schmerz zeitweise nachlässt oder nicht. Lässt der beklagte Schmerz nach, kann davon ausgegangen werden, dass der beklagte Schmerz von der betreffenden Struktur ausgeht.

Therapeutische Optionen

Die Behandlung chronischer Rückenschmerzen ist häufig komplex. Eine gute Therapieplanung ist wichtig und hilft verschiedene Massnahmen gut aufeinander abzustimmen. 

  1. Physiotherapie / Manuelle Medizin / Chiropraktik
  2. Medikamente
    • Basisanalgetika
      • NSAR
      • Paracetamol -> kein Nutzen
      • Metamizol -> kein Nutzen
  3. Interventionelle Behandlungen (Intervention = gezielte Spritze unter Röntgen- oder Ultraschallkontrolle)
  • Radiofrequenzbehandlung der medial branches der Facettengelenke
  • Steroid-Injektion um Facettengelenke 
  • Steroid-Injektion in Facettengelenke
  • Steroid-Injektion an Nervenwurzel
  • Gepulste Radiofrequenzbehandlung der DRG
  • Neuromodulation
  • Chirurgische Massnahmen

 

 

Referenzen

NICE Guidelines on Managing Low Back Pain






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