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Nackenschmerzen

Von Dr. med. Emmanuel Coradi 04.11.2020

Ein weit verbreitetes Problem

Nackenschmerzen sind in der Erwachsenenbevölkerung ein weit verbreitetes Problem. Dies ist nicht erstaunlich, stellt der Nacken (Halswirbelsäule) doch eine komplexe und filigrane Struktur dar, die einer kontinuierlich hohen Belastung ausgesetzt ist. Der von der Halswirbelsäule getragene Kopf ist vergleichsweise schwer und muss frei bewegt werden können. Mit zunehmendem Lebensalter kommt es daher zu Verbrauchs- und Abbauprozessen der Knochen, Gelenke und Bindegewebestrukturen im Bereich der Halswirbelsäule. Die beschriebenen Prozesse werden auch als 'degenerativ' bezeichnet und können mit chronischen Schmerzen einhergehen.

Ursachen

Die Nackenmuskulatur wird im Alltag stark belastet, sei es durch Stress, aufgrund eines ungünstig eingerichteten Büroarbeitsplatzes, wegen einem viralen Infekt, oder durch zu viel falsches Liegen und Sitzen. Muskuläre und bindegewebige Verspannungen führen zu schmerzhaften Verkrampfungen.

Mit zunehmendem Lebensalter kommt es ausserdem zu fortschreitenden belastungs- und altersbedingten degenerativen Veränderungen im Bereich verschiedener Strukturen der Halswirbelsäule. Dieser als Spondylose bezeichnete Vorgang kann zu Schmerzen im Bereich der Facetten-Gelenke, zu Einengungen von Nervenwurzeln oder auch zu einer Spinalkanalverengung mit Rückenmarkskompression führen.

Im Rahmen eines Autounfalls oder einem unglücklichen Sturz kann es zu einem Schleudertrauma der Halswirbelsäule kommen. Nebst den Nackenschmerzen, leiden Patienten häufig auch unter Kopfschmerzen, Schwindel, sowie Hör/Sehstörungen.

Seltener lassen sich Nackenschmerzen auf von rheumatologische, neurologische, infektiöse (Meningitis) oder onkologische (Tumor/Krebs) Krankheiten zurückführen.

 

Symptome

Die Schmerzsymptome sind abhängig von der genauen Ursache:

  • Einschiessende, stechende oder brennende Schmerzen können ein Zeichen für degenerative Veränderungen im Bereich der Facettengelenke sein.
  • In die Arme ausstrahlende einschiessend-elektrisierende Schmerzen oder ein Taubheitsgefühl in den Fingern sind Warnsignale und weisen auf eine Nervenwurzelreizung hin. 

Anhaltende, dauerhaft vorhandene Nackenschmerzen, elektrisch-einschiessende Schmerzen in den Armen oder Taubheitsgefühle in den Fingern, verlangen nach einer zeitnahen fachkundigen Untersuchung und Behandlungsplanung.

 

Diagnose

Um eine Diagnose stellen zu können, stehen eine detaillierte Anamnese und eine gründliche körperliche Untersuchung im Vordergrund. Bildgebende Verfahren (MRI, CT, Röntgen) als Zusatzuntersuchung erleichtern die Diagnosestellungen und helfen für die Therapieplanung.

Ein sehr wichtiger Stellenwert in der Diagnostik haben gezielte Testinjektionen. Unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle können gezielte Injektionen mit Lokalanästhetika vorgenommen werden. Erfolgt z.B. eine solche Testinjektion im Bereich eines fraglich schmerzenden Facettengelenkes, kann geprüft werden ob nach der Injektion der Schmerz zeitweise nachlässt oder nicht. Lässt der beklagte Schmerz nach, kann davon ausgegangen werden, dass der beklagte Schmerz von der betreffenden Struktur ausgeht.

Therapie

Die Behandlung chronischer Nackenschmerzen ist häufig komplex. Eine sorgfältige Therapieplanung ist von grosser Wichtigkeit und hilft verschiedene Massnahmen gut aufeinander abzustimmen. Manchmal macht es Sinn gewisse Therapien parallel durchzuführen. So können sich gewisse Synergien ergeben, die die Chance auf einen Behandlungserfolg verbessern. Umgekehrt ist es in vielen Fällen aber auch ratsam Behandlungsschritte separat und nicht parallel durchzuführen.

  1. Physiotherapie
  2. Co-analgetische Medikamente Medikamente
    • Trizyklische Antidepressiva
    • SSNRI - Antidepressiva
    • Antiepileptika
  3. Behandlung mit Opiaten
    • Bei starken unkontrollierten Schmerzen
    • Nur unter enger ärztlicher Überwachung
  4. Interventionelle Optionen
    • Steroid-Injektion an Nervenwurzel
    • Gepulste Radiofrequenzbehandlung
  5. Neuromodulation
    • Transkutane Elektrische Neurostimulation (TENS),
    • Rückenmarksstimulation (SCS)
  6. Chirurgisches Vorgehen





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