Behandlungen

Mit Radiofrequenz gegen chronische Rückenschmerzen

Von Dr. med. Emmanuel Coradi 04.11.2020

Rückenschmerzen als Folge von Abnutzung

Das zunehmende Alter, Fehlhaltung und die körperliche Belastung haben degenerative Abbauprozesse im Bereich der Wirbelsäule zur Folge. Oft sind davon auch die Zwischenwirbelgelenke (Facettengelenke) betroffen und können daher der Grund für chronische Nacken- und Rückenschmerzen sein. Leider ist ein grosser Teil der schweizerischen Bevölkerung von dieser Problematik betroffen, die sich vielfach durch Physiotherapie, Schmerzmedikamente (z.B. Kortison-Spritzen) nur unbefriedigend behandeln lassen. Die Radiofrequenz kann hier, als minimal-invasive Therapieoption, oft entscheidend zur Verbesserung der Schmerzkontrolle und letztlich der Lebensqualität der betroffenen PatientInnen beitragen. Vielfach kann nicht nur der Schmerzmittelbedarf reduziert werden, sondern auch eine Rückenoperation hinausgezögert oder teilweise sogar ganz vermieden werden.

Wie funktioniert eine Radiofrequenzbehandlung?

Die Radiofrequenzbehandlung wird weltweit in verschiedenen medizinischen Fachgebieten eingesetzt und stellt speziell in der Schmerzmedizin eine wichtige Therapieoption dar. Zielstruktur der Radiofrequenzbehandlung sind kleine Nerven (Medial Branch - Nerven), die die schmerzenden Facettengelenke versorgen. Diese Medial Branch - Nerven werden gezielt durch die Radiofrequenz verödet. Minimal-invasiv wird röntgen- oder ultraschall-gesteuert eine spezielle Radiofrequenzkanüle an den Medial Branch - Nerven gelegt. In der Folge wird über diese Kanüle ein Strom in Radiofrequenz auf das Nervengewebe abgegeben. Lokal kommt es zu einer Hitzeentwicklung die zur Verödung des Medial Branch - Nerven führt.

Voraussetzung: Positive Testinjektionen

Am IISZ werden Therapien mit Radiofrequenz nach den Qualitätsmaßstäben der Spine Intervention Society (SIS) durchgeführt. Wichtige Grundvoraussetzung für den Entscheid zur Durchführung einer Radiofrequenz-Behandlung, sind zwei positive diagnostische Testinjektionen, die vorgängig im Bereich des zu behandelnden Medial Branch - Nerven durchgeführt wurden.

Wirksamkeit und Wirkdauer

Bei korrekter Indikationsstellung und positiven Testinjektionen, führt eine Radiofrequenz-Behandlung der facettären Medial Branch - Nerven üblicherweise zu einer signifikanten Schmerzreduktion von 60 bis 80%, während 6 bis 12 Monaten. Im weiteren Verlauf kann es sein, dass die Schmerzen schleichend wieder auftreten. In diesem Falle kann die Radiofrequenz-Behandlung wiederholt werden, üblicherweise mit gleichem Resultat.

Wichtiger Erfolgsfaktor: Physiotherapie

Eine nachhaltige Wirkung, einer erfolgreichen Radiofrequenz-Behandlung, wird durch eine anschliessende Physiotherapie entscheidend unterstützt.

Nebenwirkungen und Komplikationen

Wie bei anderen schmerzmedizinischen Interventionen / Injektionen, sind Nebenwirkungen und Komplikationen grundsätzlich sehr selten. In den ersten 48 bis 72 Stunden nach einer Radiofrequenztherapie können störende lokale Schmerzen auftreten, die im Verlauf bald wieder abklingen. Das Auftreten von Infektions- oder Blutungskomplikationen, ist bei gezielter Vorbereitung minimal. Irreversible Nervenschädigungen treten äusserst selten (<1:10’000) auf.

Referenzen

Lord S.M et al., Percutaneous radiofrequency neurotomy for chronic cervical zygapophyseal joint pain: The New England Journal of Medicine: Vol 335 no. 23, pp. 1721 – 1763

Leggett LE, et al., Radiofrequency Ablation for Chronic Low Back Pain: A Systematic Review of Randomized Controlled Trials, Pain Res Manag. 2014. PMID: 25068973





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