Behandlungen

Nervenultraschall

Von Dr. med. Emmanuel Coradi 04.11.2020

Nerven sichtbar machen

Der hochauflösende Nervenultraschall (auch Neurosonographie oder Nervensonographie) ist eine diagnostische Methode, die es ermöglicht Schädigungen von Nerven sichtbar zu machen. Im Vergleich zu einer MRI-Untersuchung ermöglicht der Nervenultraschall eine höhere Auflösung und erlaubt es auch Schädigungen von kleinen Nerven darzustellen.

Schädigungen von peripheren Nerven sind nicht selten

Oft treten sie in Folge von Unfällen auf. Z.B. kann es im Rahmen eines Knochenbruches, gleichzeitig auch zu einer Verletzung eines Nerven kommen. Manchmal kommt es auch während einer Operation zu einer unbeabsichtigten Schädigung eines Nerven. Ein weiteres Problem stellen Nervenkompressionssyndrome (z.B. Carpaltunnelsyndrom, Tarsaltunnelsyndrom, Sulcus ulnaris Syndrom, Piriformissyndrom) dar. Durch äusseren Druck/Kompression kommt es zur Nervenschädigung. An vielen Stellen am Körper müssen Nerven anatomische Engstellen passieren. Verschiedene Prozesse können dort zu Nervenreizung und/oder -kompression führen.

Informationsgewinn für Diagnose und Therapie

Der Nervenultraschall hilft den genauen Ort und die Ausdehnung einer Verletzung zu dokumentieren. Desweiteren kann der Schweregrad einer Läsion abgeschätzt werden. Oft spielen auch weitere Einflussfaktoren (z.B. Ganglien, Narbengewebe, …) eine wichtige Rolle - auch sie sind mit dem Ultraschall meist gut abgrenzbar. Diese sonographisch gewonnenen Informationen, stellen entscheidende Elemente in der Diagnostik dar und tragen zu einer lösungsorientierten Therapieplanung bei.

Ultraschall-gesteuerte Injektionen

Ein weiterer grosser Vorteil ist, dass unter Ultraschall gezielte Injektionen bzw. Infiltrationen (= Spritzen) durchgeführt werden können. Einerseits haben diagnostische Infiltrationen einen zentralen Stellenwert, da sie es ermöglichen Schmerzmechanismen zu erkennen. Andererseits erlauben sie aber auch wichtige Rückschlüsse für die Therapieplanung, z.B. im Bezug auf eine geplante Operation. Zunehmend werden auch Injektionen mit therapeutischem Ziel unter Ultraschallkontrolle durchgeführt. Beispiele sind die Cryoneurolyse, eine gepulste Radiofrequenztherapie oder die periphere Nervenstimulation.

Geeignet für Verlaufsuntersuchungen

Im Gegensatz zu anderen radiologischen/bildgeberischen Methoden, sind Ultraschalluntersuchungen rasch und unkompliziert durchführbar. Zudem hat medizinischer Ultraschall keine nennenswerten Nebenwirkungen und Folgen. Ultraschall gilt als de facto risikolos und eignet sich auch deshalb besonders gut für Verlaufsuntersuchungen.

Referenzen

Zarina S.A. et al., Ultrasonographic Evaluation of Peripheral Nerves. World Neurosurgery. Vol 85, January 2016, 333-339

Soneji N. et al., Ultrasound-Guided Pain Interventions - A Review of Techniques for Peripheral Nerves. Korean J Pain. 2013 Apr; 26(2): 111–124.





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