Wissen

Schmerzen nach Rückenoperation(en)

Von Dr. med. Emmanuel Coradi 04.11.2020

Hintergrund

Auch nach einer sorgfältig geplanten und chirurgisch korrekt durchgeführten Rückenoperation, kann es zu anhaltenden, chronischen Schmerzen am Rücken kommen. Oft werden diese Rückenschmerzen von Schmerzausstrahlungen in ein Bein begleitet. Bei gewissen Patienten stehen diese ausstrahlenden Schmerzen gar im Vordergrund. Im Englischen bezeichnet man diese Symptomatik als "Failed Back Surgery Syndrome" (FBSS).

Gründe für Schmerzen nach einer Rückenoperation

Patienten werden aufgrund starker akuter oder chronischer Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule operiert. Ein wichtiger zusätzlicher Operationsgrund sind plagende Schmerzausstrahlungen in ein Bein. Leider ist es nicht selten, dass Patienten nach einer Rückenoperation die erhofte Verbesserung nicht oder nur teilweise erfahren. Im englisch-sprachigen Raum spricht man dann von einem 'Failed Back Surgery Syndrome' (FBSS). 

Im Verlauf nach der Operation bleibt die erhoffte Besserung der Schmerzproblematik aus. Eine Vielzahl von Gründen kann für einen solch ungünstigen Verlauf verantwortlich sein. Trotz sorgfältiger ärztlicher Untersuchung und modernsten radiologischen Methoden (MRI) ist es oftmals schwierig oder gar unmöglich, zweifelsfrei die anatomische Ursache einer Rückenschmerzproblematik zu indentifizieren. Aufgrund des hohen Leidensdruckes von betroffener PatientInnen, wird teilweise auch unter diesen Voraussetzungen operiert. Dies kann zur Folge haben, dass nicht die optimale wirbelsäulenchirurgische Strategie für die Operation gewählt wird und chronische Rückenchmerzen im Sinne eines FBSS die Konsequenz sind. 

Zunahme von Rückenoperationen

Zwischen 10 und 40% der durchgeführten Wirbelsäulenoperationen führen nicht zum erhofften Erfolg und haben ein FBSS zur Folge.Trotz dieser Bilanz, nimmt die Zahl der jährlich durchgeführten Rückenoperationen rasant zu. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig und nicht alleine durch die medizinische Entwicklung begründbar.

Mehr Rückenoperationen, weniger Erfolg

Bereits seit Jahrzehnten ist bekannt, dass mit jeder zusätzlich durchgeführten Rückenoperation, die Hoffnung auf ein Leben ohne Rückenschmerzen schwindet. Nach der ersten Rückenoperation dürfen sich 60 bis 90% über eine Verbesserung ihrer Rückenschmerzen freuen. Wird eine zweite Rückenoperation notwendig, proftieren nur noch 30% der Patienten von einer Schmerzreduktion. Bei der vierten Rückenoperation profitieren dann lediglich noch 5% der betroffenen PatientInnen.

Was tun?

Die Behandlung chronischer Schmerzen nach Rückenoperationen bedarf einer interdisziplinären Beurteilung durch verschiedene Spezialisten. Auf diese Weise kann eine individuell angepasste Therapie mit verschiedenen Elementen angestrebt werden.

Konservative Therapie
Im Zentrum aller therapeutischen Bemühungen, steht das Trainieren der Rückenmuskulatur. Eine gut trainierte Rückenmuskulatur vermag die Wirbelsäule zu entlasten und so Schmerzen zu reduzieren. Unterstützend können Schmerzmedikamente eingesetzt werden.

Radiofrequenzbehandlung
Oft spielen degenerative Veränderungen im Bereich der Facettengelenke der Wirbelsäule eine entscheindende Rolle im Schmerzentstehungsprozess. Insbesondere nach Wirbelsäulenversteifungsoperationen, kommt es zu einer verstärkten Abnutzung der Facettengelenke der anschliessenden Wirbelkörper. Besonders in diesen Fällen stellt die Radiofrequenzbehandlung eine wichtige Option dar. Das Ziel der Radiofrequenzbehandlung ist die Hitzeverödung kleiner Nerven (Medial Branch - Nerven), die dafür zuständig sind, Schmerzsignale aus Facettengelenken ins Gehirn zu leiten. Werden die betreffenden Medial Branch - Nerven erfolgreich hitze-verödet, kommt es zu einer Verbesserung der Schmerzkontrolle. Durch die verbesserte Schmerzkontrolle ist ein effizienteres Training der Rückenmuskulatur möglich.

Neuromodulation
Sollten konservative Therapiemassnahmen und die Radiofrequenzbehandlung, nur eine ungenügende Schmerzkontrolle ermöglichen, kann eine Neuromodulationsbehandlung überlegt werden. Insbesondere PatientInnen mit FBSS, die unter Schmerzausstrahlungen leiden, können von einer Neuromodulationsbehandlung profitieren. Mittels Rückenmarksstimulator, werden elektrische Impulse direkt auf das Rückenmark abgegeben und überdecken auf diese Weise die Schmerzimpulse. 

 

Referenzen

Nachemson AL. Evaluation of results in lumbar spine surgery. Acta Orthop Scand Suppl. 1993;251:130–133.

Thomson S. Failed back surgery syndrome: definition, epidemiology and demographics. Br J Pain. 2013;7:56–59.

Boden SD, et al., Abnormal magnetic-resonance scans of the lumbar spine in asymptomatic subjects. A prospective investigation. J Bone Joint Surg Am. 1990;72(3):403-408.






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