Was ist Neuromodulation?
Das Ziel einer neuromodulatorischen Schmerztherapie ist, die Schmerzsignale auf der Höhe des Rückenmarkes zu unterdrücken. Dies geschieht mittels sogenannter ‘Stabelektroden’, welche in den Wirbelkanal auf Höhe des Rückenmarks eingelegt werden, und zwar genau dort, wo die Schmerzsignale im Rückenmark ankommen. Mit speziellen Stimulationsprogrammen können nun über diese Elektroden elektrische Impulse verabreicht werden, um die Schmerzsignale, welche über die Nervenwurzel ins Rückenmark hereinkommen, entgegenzuwirken. Typischerweise verspüren die Patienten während einer solchen Stimulation ein feines, angenehmes Kribbeln (sogenannte ‘Kribbelparästhesien’), welches die Schmerzen überdeckt.
Welches sind mögliche Indikationen?
Grundsätzlich kommt diese Therapie für Patienten in Frage, bei welchen folgende Ursachen der Beschwerden vorliegen:
• Schmerzen nach Rückenoperationen
• Complex Regional Pain Syndrome (CRPS, M. Sudeck).
• Periphere neuropathische Schmerzen (Nervenschmerzen)
• Periphere arterielle Verschlusskrankheit
Voraussetzungen für eine Behandlung
Weitere Voraussetzungen sind, dass medikamentöse Schmerztherapien nicht genügen oder zu starke Nebenwirkungen verursachen. Alle in Frage kommenden Patienten werden interdisziplinär von uns zusammen mit Kollegen der Neurochirurgie, Psychosomatik und Schmerztherapie evaluiert. Diesen Prozess (ebenso wie den chirurgischen Eingriff) führen wir als Mandatsärzte in Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurochirurgie des USZ durch. Falls ein Patient für eine Austestung einer solchen Therapie qualifiziert, wird bei der Krankenversicherung eine Kostengutsprache zur Übernahme der Kosten beantragt.
Ablauf einer Neuromodulationsbehandlung
Der Prozess besteht aus zwei Schritten: Als erstes werden im Operationsaal unter lokaler Betäubung und leichter Sedierung die Elektroden unter Röntgenkontrolle in den Spinalkanal platziert. Dann erfolgt eine Teststimulation mit dem Ziel, das schmerzhafte Gebiet durch die elektrischen Impulse möglichst genau abdecken zu könne. Hierfür sind wir auf die Rückmeldung der Patienten angewiesen. Sie werden dazu kurzzeitig aus der Sedation aufgeweckt. Entsprechend dieser Rückmeldung wird dann die optimale Position der Elektroden ermittelt. Anschliessend werden die Elektrodendrähte durch die Haut ausgeleitet und an eine externe Batterie angeschlossen. Die Patienten bleiben in der Regel über Nacht im Spital und werden dann für die sogenannte ‘Testphase’ nach Hause entlassen. Diese Testphase dauert ca. 2 Wochen . Während dieser Zeit kommen die Patienten regelmässig für Wundkontrollen, Verbandswechsel und Anpassung der Stimulation zu uns in die Kontrolle. Falls die Stimulation Erfolg zeigt und die Schmerzen sowie die Lebensqualität signifikant verbessert werden, entschieden wir uns gemeinsam für die definitive Implantation. Diese besteht aus einer zweiten kurzen Operation, bei welcher die Elektrodendrähte und die definitive Batterie unter die Haut implantiert werden. Wird hingegen während der Testphase klar, dass die Therapie keinen grossen Nutzen bringt, werden die Elektroden in einem kurzen Eingriff in Lokalanästhesie wieder entfernt.
Mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen
Zu den möglichen Nebenwirkungen oder Komplkationen gehören beispielsweise
- Blutungen, die zu vorübergehenden oder selten auch zu permanenten Lähmungserscheinungen führen können und eine chirurgische Entlastung notwendig machen
- Elektrodenverschiebungen
- Verbindungsprobleme der Elektroden mit der Batterie
- Batteriestörungen
- Wirkungsverlust der Stimulation
- Infektionen
- Elektroden- oder Kabelbruch
- Schmerzen im Bereich, wo die Batterie implantiert wurde