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Kryoneurolyse

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Jürg Schliessbach

28. Okt. 2024

Die Kryoneurolyse ist eine Behandlung, bei welcher ein Nerv gezielt durch örtliche Anwendung starker Kälte unterbrochen wird. Sie kann unter anderem zum Einsatz kommen, wenn konservative und medikamentöse Behandlungen nicht ausreichen, und wenn bekannt ist, dass ein peripherer Nerv für die Schmerzen verantwortlich ist.

Therapien

Was ist Kryoneurolyse?

Der Begriff «Kryoneurolyse» (griechisch: kryos = kalt, neuron = Nerv, lyein = lösen) bezeichnet die gezielte Unterbrechung eines Nervs durch die lokale Anwendung starker Kälte. Die Technik wird bereits seit vielen Jahrzehnten zur Behandlung von Schmerzen angewandt. Die moderne Kryoneurolyse (auch als Kryoanalgesie bezeichnet) ist ein minimalinvasiver medizinischer Eingriff, bei dem unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle eine spezielle Kanüle an einen geschädigten Nerv geführt wird. Sobald die Sonde korrekt platziert wurde, wird sie mithilfe von CO2-Gas auf -78°C gekühlt. Durch diese rasche Kühlung bilden sich Eiskristalle in den Nervenfasern, wodurch diese unterbrochen werden. Es kommt zu einem zeitweiligen Funktionsverlust des behandelten Nervs, ohne dass dessen äussere Hülle geschädigt wird. Idealerweise wird dadurch die gewünschte Schmerzreduktion erreicht, allerdings auch eine anhaltende Gefühllosigkeit im Versorgungsgebiet des Nervs verursacht.

Wann hilft Kryoneurolyse?

Für eine erfolgreiche Behandlung mittels Kryoneurolyse ist eine sorgfältige Indikationsstellung wichtig. Nur durch vorgängige Test-Blockaden des Nervs mit örtlichen Betäubungsmitteln (z.B. Lidocain) kann in Erfahrung gebracht werden, ob eine Kryoneurolyse an dieser Stelle zur Behandlung des Schmerzes in Frage kommt. Hier helfen uns die möglichst genaue Beschreibung der Beschwerden (Anamnese), die gezielte körperliche Untersuchung, sowie die Beurteilung des Nervs mit hochauflösendem Ultraschall. Der Nervenultraschall ermöglicht es, Informationen über den Ort, die Art und auch den Schweregrad eines Nervenschadens zu gewinnen. Die dann folgenden Test-Infiltrationen mit Lokalanästhetika ermöglichen es, eine Aussage zu treffen, wie gross der potentielle Nutzen einer Kryoneurolyse an dieser Stelle sein könnte. 

Am IISZ werden Kryoneurolysen ambulant durchgeführt. Eine Behandlung dauert inklusive Vor- und Nachbereitung zwischen 30 und 60 Minuten.

Mögliche Indikationen

Die möglichen Indikationen für eine Therapie geschädigter Nerven mittels Kryoneurolyse sind vielfältig:

  • Elektrisierend-stechende Gesichtschmerzen (N. auricularis, N. trigeminus)
  • Ausstrahlende Nackenschmerzen (N. occipitalis)
  • Chronische Brustwandschmerzen z.B. nach Herz/Lungen-Op, Brust-Op oder einer Gürtelrose (Nn. intercostales)
  • Schmerzen in der Leistenregion nach Operation (N. ilioinguinalis, N. genitofemoralis)
  • Chronische Knieschmerzen z.B. nach Operationen (N. saphenus, Nn. geniculares)

Nach einer Behandlung

Das Ausmass der durch die Kryoneurolyse erzielten Schmerzreduktion, sowie die Dauer der Wirkung ist unterschiedlich. Einerseits spielen die individuellen Voraussetzungen eines Patienten eine Rolle, andererseits aber auch der behandelte Nerv. 

Durch die Kryoneurolyse kann eine verbesserte Schmerzkontrolle über mehrere Wochen, bis über 12 Monate hinweg erzielt werden. Durch die verbesserte wird die Lebensqualität gesteigert, es können Rehabilitationsmassnahmen erfolgen und die Patienten und Patientinnen können ihren gewohnten Alltagsaktivitäten besser nachgehen. Es muss darauf hingewiesen werden, dass die Kryoneurolyse meist keine permanente Behandlung darstellt. Bei nachlassender Wirkung kann kann sie aber problemlos mit vergleichbarem Resultat wiederholt werden.

Unerwünschte Effekte und Komplikationen

Die Kryoneurolyse ist eine vergleichsweise einfache Behandlungsmassnahme, die selten Komplikationen zur Folge hat. Ist der Behandlungsort direkt unter der Haut, sind Frostschäden der Haut möglich. Im Übrigen sind dieselben Komplikationen möglich wie bei anderen Injektionen und Infiltrationen, die jedoch alle sehr selten auftreten.

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