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Chronische Rückenschmerzen

Kreuz

Emmanuel Coradi

27. Okt. 2024

Rückenschmerzen und Schmerzen im unteren Rückenbereich sind sehr häufig und betreffen fast jeden Menschen irgendwann in seinem Leben. Oft treten diese Beschwerden plötzlich auf und klingen nach einigen Tagen oder Wochen wieder ab. Rund 8% der erwachsenen Schweizer Bevölkerung leidet jedoch an chronischen, lang anhaltenden Rückenschmerzen, die meist auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen sind.

Therapien Schmerzprobleme

Verschiedene Ursachen - Schwierige Diagnostik

Die Ursache von Rückenschmerzen ist oft schwierig zu ermitteln. Typischerweise ist beim Erwachsenen eine alters- und belastungsbedingte (degenerative) mechanische Abnutzung bestimmter anatomischer Strukturen der Wirbelsäule, verantwortlich für die plagenden Beschwerden. Trotz sorgfältiger Anamnese und Untersuchung fällt es oft schwer, die Schmerzursache eindeutig zu identifizieren. Selbst die modernsten radiologischen Verfahren wie MRI helfen nicht immer weiter. Der Grund für dafür ist, dass verschiedene anatomische Strukturen der Wirbelsäule für die Schmerzen verantwortlich sein können. Häufig sind degenerative Veränderungen von Zwischenwirbelgelenken (Facettengelenken) und/oder Bandscheiben (Discus) der Grund der Beschwerden. Daneben gibt es diverese weitere Schmerzursachen, die z.B. auf die Reizung einer Nervenwurzel (Ischias) oder auch auf eine Überlastung der Rückenmuskulatur zurück zu führen sind.

Symptome

Die Schmerzsymptome sind abhängig von der Ursache. Einschiessende, stechende oder brennende Schmerzen sind für den Hexenschuss typisch, können aber z.B. auch ein Zeichen für eine degenerative Veränderung im Bereich der Facettengelenke. Gehen ausstrahlende Schmerzen mit Gefühls- und/oder Kraftminderung in den Beinen einher, ist die Irritation einer Nervenwurzel wahrscheinlich.

Diagnose

Für eine präzise Diagnose sind eine detaillierte Anamnese und eine gründliche körperliche Untersuchung entscheidend. Bildgebende Verfahren wie MRI, CT oder Röntgen kommen in bestimmten Fällen ergänzend hinzu, sind aber nicht immer erforderlich.

Gezielte Testinjektionen unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle spielen eine wichtige Rolle bei der Rückendiagnostik. Zum Beispiel können Lokalanästhetika gezielt in ein verdächtiges Facettengelenk injiziert werden, um zu prüfen, ob sich der Schmerz vorübergehend bessert. Zeigt sich eine deutliche Schmerzlinderung, kann die Ursache für die Beschwerden wahrscheinlich auf diese Struktur zurückgeführt werden.

Gezielte Testinjektionen können weiter helfen

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Therapeutische Optionen bei chronischen Rückenschmerzen

Die Behandlung chronischer Rückenschmerzen erfordert eine individuell abgestimmte Planung, um verschiedene Maßnahmen gezielt und wirksam zu kombinieren. Hier sind die zentralen Therapieansätze:

Physiotherapie, Manuelle Medizin und Chiropraktik

Physiotherapie, manuelle Therapie und chiropraktische Behandlungen spielen eine wesentliche Rolle in der Rückenschmerztherapie. Sie zielen darauf ab, die Beweglichkeit zu fördern, die Rückenmuskulatur zu stärken und Fehlhaltungen zu korrigieren, um die Wirbelsäule zu entlasten und Schmerzen zu reduzieren.

Medikamente

Für die Schmerzbehandlung stehen unterschiedliche Medikamente zur Verfügung:

  • Basisanalgetika: Zur Schmerzlinderung werden meist zuerst Basisanalgetika eingesetzt.
  • NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika): Diese entzündungshemmenden Schmerzmittel sind bei Rückenschmerzen oft wirksam.
  • Paracetamol und Metamizol: Studien haben gezeigt, dass diese Mittel bei chronischen Rückenschmerzen keinen signifikanten Nutzen bringen und daher seltener empfohlen werden.

Interventionelle Behandlungen

Gezielte Injektionen unter Röntgen- oder Ultraschallkontrolle bieten effektive Schmerzbehandlungen:

  • Radiofrequenzbehandlung der medial branches der Facettengelenke: Diese minimal-invasive Technik verödet kleine Nervenfasern, um die Schmerzleitung zu unterbrechen.
  • Steroid-Injektionen: Lokale Injektionen mit Kortison können gezielt Schmerzen lindern und Entzündungen reduzieren. Injektionen können um die Facettengelenke, direkt in die Facettengelenke oder an die Nervenwurzel vorgenommen werden.
  • Gepulste Radiofrequenzbehandlung der DRG (Dorsal Root Ganglion): Durch die gezielte Anwendung von Radiofrequenzimpulsen wird die Schmerzleitung an den Nervenwurzeln vermindert.

Neuromodulation

Bei therapierefraktären chronischen Rückenschmerzen kann Neuromodulation hilfreich sein. Hierbei werden elektrische Impulse auf das Rückenmark angewendet, um die Schmerzsignale zu beeinflussen und die Schmerzempfindung zu mindern.

Chirurgische Maßnahmen

Bei bestimmten Ursachen für Rückenschmerzen oder nach Ausschöpfung konservativer und interventioneller Maßnahmen kann ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Hier ist eine sorgfältige Abwägung notwendig, um die bestmögliche Verbesserung der Lebensqualität zu erzielen.

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