1. Dauernder Rückenschmerz kann Angst machen, ist jedoch selten gefährlich
Dauernder Rückenschmerz ist für die betroffenen Patient*innen meist sehr belastend und einschränkend. Gewöhnliche Tätigkeiten im Alltag sind oft nur noch unter grossen Schmerzen möglich. Bei vielen betroffenen Patienten löst dies auch Unsicherheit und Angst aus. Gerade deshalb ist es wichtig zu wissen, dass Rückenschmerzen nur selten gefährlich sind.
2. Rückenschmerzen haben (fast) immer verschiedene Ursachen
Der Rücken ist eine komplexes Organ, das aus verschiedenen Bestandteilen besteht. Alle diese anatomischen Bestandteile können für Rückenschmerzen mitverantwortlich sein:
- Muskuläre Verspannungen
- Reizung oder Arthrose in den Zwischenwirbelgelenken (Facettengelenkssyndrom)
- Bandscheibenschmerz
- Bandscheibenvorfall / Diskushernie mit Nervenwurzelreizung
- Enger Spinalkanal mit Irritation des Rückenmarkes oder von Nervenwurzeln
- Rheumatologische Erkrankungen
Eine gute ärztliche Beurteilung hilft, die Ursachen der plagenden Rückenschmerzen einzuordnen und einen individuell angepassten Behandlungsplan zu erstellen.
3. MRI, CT und Röntgen helfen nicht immer weiter
MRI- und Röntgenuntersuchungen sind in gewissen Fällen wichtig für die Diagnose und Therapieplanung. In den allermeisten Fällen hilft eine bildgebende Untersuchung aber nur bedingt weiter. Denn sehr oft zeigen sich in einem MRI zahlreiche Befunde wie z.B. vorgewölbte Bandscheiben, Zeichen der Arthrose oder Verschleiss. Welcher dieser Befunde aber für die Schmerzen verantwortlich ist, zeigt das MRI nicht. Denn solche Befunde kommen auch bei völlig beschwerdefreien Menschen vor und ermöglichen daher kaum eine eindeutige Aussage über die Ursachen des Schmerzproblems.
4. Gezielte Testinjektionen haben einen wichtigen Stellenwert
Einen sehr wichtigen Stellenwert in der Rückendiagnostik haben gezielte Testinjektionen. Unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle können gezielte Injektionen mit Lokalanästhetika vorgenommen werden. Es werden damit die mutmasslichen «Schmerzgeneratoren» vorübergehend betäubt. Lässt daraufhin der beklagte Schmerz nach, kann davon ausgegangen werden, dass er von der betreffenden Struktur ausgeht. Solche Infiltrationen dienen in erster Linie dem Informationsgewinn, und weniger dem therapeutischen Nutzen für den Patienten. Aber anhand der so gewonnen Information kann dann unter Umständen ein zielgerichteter therapeutischer Ansatz entwickelt werden.
5. Alltägliche Bewegung und Belastung hilft bei Rückenschmerzen
Entgegen dem weit verbreiteten Glauben, dass ein schmerzgeplagter Rücken Ruhe und Schonung brauche, ist gezielte Bewegung und Belastung in den allermeisten Fällen hilfreich und empfehlenswert. Dabei ist darauf zu achten, dass sportliche Aktivitäten, z.B. aber auch das korrekte Heben von Lasten vorsichtig begonnen und regelmässig geübt wird.
6. Medikamente bringen in der Regel wenig
Über einzelne Tage hinweg kann der Einsatz nicht-steroidaler Schmerzmedikamente wie z.B. Ibuprofen, Diclofenac oder auch Mefenaminsäure zur Verbesserung der Schmerzsituation beitragen. Auf längere Sicht, bei chronischen Rückenschmerzen, sind Medikamente jedoch in der Regel kaum hilfreich. Auch starke Schmerzmedikamente wie Opioide sind zur Behandlung von chronischen Rückenschmerzen selten effektiv. Ausserdem ist der Einsatz von Opioiden mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden.
7. Ein interdisziplinärer Behandlungsansatz ist empfehlenswert
Die Behandlung chronischer Rückenschmerzen ist häufig anspruchsvoll. Eine systematische Abklärung ist entscheidend, um eine gute Therapieplanung vornehmen zu können. Oft macht es Sinn verschiedene Massnahmen miteinander zu kombinieren bzw. aufeinander abzustimmen. Dazu ist der Einbezug verschiedener Spezialisten vielfach notwendig.